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SAM sagt NEIN - Kinder vor Missbrauch schützen

Herford, 19. Mai 2023. Sexualisierte Gewalt ist noch immer ein Tabuthema. Viele Mädchen und Jungen in den Kitas und Grundschulen sind davon betroffen und können sich aus eigener Kraft oft nicht wehren.

Doch wie können Vor-und Grundschulkinder vor sexualisierter Gewalt geschützt werden? Wie können Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer Signale erkennen und die Kinder stärken und schützen?

Im Rahmen des Präventionsprojektes „Gelingendes Aufwachsen – Netzwerke für Kinder“ des Landesjugendamtes Westfalen – Lippe sind das Jugendamt Herford und das städtische Familienzentrum der KiTa Maiwiese sowie die Grundschule Mindener Straße als Pilotprojekt dieses Thema seit 2020 gezielt angegangen. Mit Erfolg. Nun wurde „SAM sagt NEIN“ auf alle fünf städtischen Kitas sowie die Grundschulen Falkstraße, Landsberger Straße, Eickum und Wilhelm Oberhaus ausgeweitet.

„Perspektivisch wird das Jugendamt ein Konzept erstellen, das auch den weiteren Kita Trägern und Grundschulen in Herford angeboten wird, und somit eine gesamtstädtische Übertragung ermöglicht.“, erläutert die Jugendamtsleiterin Tanja Stölting, „damit hoffentlich bald alle Kinder aus Herford von diesem Projekt profitieren können.“

Der Fokus lag und liegt dabei auf der Sensibilisierung von Fachkräften, Eltern und Kinder hinsichtlich des Themas sexualisierte Gewalt.

 „Wir möchten die Kinder im Alter zwischen 3 bis 8 Jahren stärken, damit sie ihre Gefühle wahrnehmen und lernen, ihre Grenzen aufzuzeigen. Die Erfahrungen in der Pilotphase haben gezeigt, dass unser Konzept wirkt und deshalb weiten wir es jetzt aus. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein innerhalb unserer kommunalen Präventionskette Der Herforder Weg“, sagt Lisa Rauh vom Herforder Jugendamt, die das Projekt koordiniert.

Ein besonderer Fokus liegt darauf, den Fachkräften, aber vor
allem den Kindern eine Sprache zu geben, um Erlebtes in Worte fassen zu können und das Schweigen, mit dem dieses Thema behaftet ist, zu brechen.
Als Verstärkung, um den Kindern die Thematik näher zu bringen, wurde ein Maskottchen -  Der Löwe SAM -  entwickelt. SAM schafft einen niederschwelligen Zugang zum Thema, denn „SAM“ bedeutet: „Stark, achtsam, mutig.“ Und SAM sagt NEIN!

An den jeweiligen Standorten gibt es Gruppenangebote und ein Theaterstück der theaterpädagogischen Werkstatt mit dem Titel “Die große Nein- Tonne“.
Parallel werden auch bei Eltern und pädagogischen Fachkräften die Handlungssicherheit im Umgang mit dem Thema gefördert.

Wencke Nowitzki-Rolfsmeier, die Schulleiterin der Grundschule Mindener Straße, ist bereits in der Pilotphase dabei gewesen: „Das Projekt hilft, die Kinder „sprechfähig“ zu machen und zu stärken. Die Kinder haben erzählt, dass sie mutiger geworden sind und sie NEIN sagen gelernt haben, wenn ihr Bauchgefühl nicht stimmt.“

Das Projekt wird von der Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie (Gebit Münster) evaluiert. Dazu gehört, nach der Befragung der Fachkräfte, jetzt auch die Befragung der Kinder. Insgesamt werden 35 Kinder zu Themen im Projekt befragt. Anhand von Bildern sollen sie Emotionen erkennen und benennen. Außerdem werden ihnen zum Thema passende Kurzgeschichten vorgelesen. Auch hier werden sie gebeten, im Anschluss mögliche Gefühle und Reaktionen zu beschreiben. So soll überprüft werden, ob die Kinder durch das Projekt sprechfähig und gestärkt wurden.

„Wir alle müssen bei diesem wichtigen Thema „am Ball“ bleiben, um zu signalisieren: Wir gucken hin! Deshalb freue ich mich sehr, dass wir das Projekt nun, mit Zustimmung der Politik, ausgeweitet haben“, sagt Patrick Puls, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Soziales.