20. Jahrhundert

Herford wurde am 4. April 1945, einen Monat vor der bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands am 8. Mai, von amerikanischen Truppen besetzt. Nachdem die Siegermächte Deutschland in militärische Besatzungszonen eingeteilt hatten, gehörte Herford zur britischen Zone. Die Wiedereinführung demokratischer Strukturen orientierte sich damit am britischen Vorbild. So wurde z.B. mit Hilfe der neuen Gemeindeordnung– anders als in der amerikanischen und französischen Zone - die kommunale Doppelspitze mit einem hauptamtlichem Stadtdirektor und einem ehrenamtlichem Bürgermeister eingeführt.

Noch im Mai 1945 wurde Herford von der britischen Militärregierung als einer der Standorte für die Dienststellen der „Control Commission for Germany“ ausgewählt neben Bad Oeynhausen, Minden, Lübbecke, Detmold. Die zentrale Lage der Städte innerhalb der Besatzungszone sowie die relativ geringen Kriegszerstörungen waren der Anlass hierfür. Der Herforder Stadtteil Stiftberg bot mit den in der NS-Zeit gebauten Kasernen und den intakten Wohngebäuden die ideale Infrastruktur, um die britischen Besatzungskräfte an einem zentralen Ort zusammen zu fassen. Zu diesem Zweck mussten ungefähr 6.500 bisherige Bewohner des Stiftbergs ab Pfingsten 1945 ihre Wohnungen zwangsweise verlassen. Erst Ab 1948 begann die Rückgabe der requirierten Wohnungen an die Stiftberger. Das letzte der beschlagnahmten Häuser wurde 1957 freigegeben.

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Parallel zur Rückgabe lief der Wohnungsbau für besatzungsverdrängte Mieter und englische Familien an. 1952 waren 60 Wohnungen in der Schumann- und Meierstraße und 1953 knapp 30 Wohnungen Im Großen Vorwerk und In der Ottelau für die Stiftberger fertiggestellt. Englische Siedlungen entstanden an der Goethestraße, Am alten Postweg und in der Ulmenstraße. Heute ist in Herford die 1. britische Panzerdivision, die die britischen Einsatztruppen in Deutschland befehligt, stationiert. Außerdem ist Herford Sitz der Deutschlandzentrale des britischen Soldatensenders BFBS.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute man in der Neustädter Feldmark auch neue Siedlungen, um Wohnraum für Flüchtlinge und Vertriebene sowie Kriegsevakuierte zu schaffen. Diese neuen, durch Zwangsmigration nach Herford gekommenen Einwohnergruppen ließen die katholische Gemeinde erheblich wachsen und veränderten die bis dahin protestantisch dominierte Religionsstruktur erstmals nennenswert. Auch die Zuwanderung durch Arbeitsmigranten und -migrantinnen in den 1960er und 1970er Jahren („Gastarbeiter“) veränderte die konfessionelle Zusammensetzung der Herforder Bevölkerung und hinterließ im Leben und Stadtbild Herfords sichtbare Spuren. Ein Prozess, der durch die Neubürger und Neubürgerinnen, die während der Migrationsbewegungen der letzten 20 Jahre in die Stadt kamen, weiter fortgeschritten ist und fortschreitet.

Die jüdische Gemeinde war durch Auswanderung, Deportation und Ermordung ihrer Mitglieder während des „Dritten Reiches“ vernichtet worden. Aus Konzentrationslagern und dem Ausland zurückgekehrte Menschen jüdischer Konfession gründeten nach 1945 eine kleine neue Gemeinde in der Stadt. Wegen der geringen Mitgliederzahl schloss sie sich 1975 mit der Detmolder Gemeinde zusammen. Heute zählt die Gemeinde durch den Zuzug jüdischer Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion seit Anfang der 1990er Jahre wieder über 100 Mitglieder. Sie weihte im Frühling 2010 die neue Synagoge ein, die sich an der Stelle der 1938 von den Nationalsozialisten zerstörten befindet.