Jugendberatung

„Jugendliche muss man haben wollen und wir wollen sie haben, beraten, informieren und mit ihnen gemeinsam Wege gehen.“

Dieser Satz, mit dem wir auch unser Prospekt eingeleitet haben, so unsere Erfahrung, fällt zumindest auf. Er löst Irritationen aus, weil unterschiedliche Lesarten, die wiederum mit Menschenbildern verknüpft sind, möglich sind.
So kann der Satz als besitzergreifend empfunden werden, wenn die Betonung auf dem „haben“ liegt. So haben wir diese provokante Äußerung nicht verstanden, sondern wir wollen zum Ausdruck bringen, dass wir uns für Jugendliche und junge Erwachsene interessieren. Unser Anliegen ist, diesen Raum zu geben. Darauf bezieht sich der Begriff „wollen“ und auf diesem Aspekt liegt unser Schwerpunkt.

Gesellschaftlich ist die Situation für Jugendliche durch mangelnde Interessenvertretung gekennzeichnet. Jugendliche und junge Erwachsene treten eher in negativen Bildern auf: die erhöhte Jugendkriminalität, der Drogenkonsum, die Gefährdung im Straßenverkehr durch junge Fahrer und so weiter.
Junge Menschen als Wert für die Gesellschaft treten kaum in der Öffentlichkeit auf, außer als Konsumenten im Bereich der Werbung. Dass diese mangelnde Lobby Auswirkungen auf die Jugendgeneration hat, ist für uns schon lange deutlich.
Welche Zusammenhänge welche genauen Auswirkungen haben, ist nicht immer trennscharf zu ermitteln.

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Ständig präsent in unserer Arbeit ist, dass es für Jugendliche und junge Erwachsene immer schwerer ist, eine Orientierung zu finden. Die Suche nach einer Richtschnur, nach Vorbildern und nach Leitfiguren ist jedoch immer wieder Thema, wenn auch in Form von Abgrenzung und Protest. Diese Orientierungsfiguren sind jedoch immer seltener als verlässliche Partner zu finden: das Familiensystem bricht zunehmend auseinander, Patchworksysteme sind eher die Regel als die Ausnahme, der Bereich Schule und Ausbildung tritt als problematisch auf (Stichworte Schulverweigerung, Ausbildungsmisere etc.).
Bei mangelnder Orientierung können jedoch leicht Entgleisungen auftreten, die dann wiederum das negative Außenbild der Jugendgeneration prägen. Traditionelle Bildungs- und/oder Erziehungsträger (Familie, Kindergarten, Schule, Erziehungshilfe) fühlen sich zunehmend hilflos im Umgang mit der jungen Generation, wie zahlreiche aktuelle Studien zeigen. Im Sinne des Klientel sollte in diesen Bereichen die Zusammenarbeit gefördert werden.

Die heutige Gesellschaft und das Leben in dieser Risikogesellschaft erfordert von allen immer wieder enorme Balanceakte, die durch die Adoleszenzkrise noch schwieriger zu finden sind. Balanceakte sind z.B.: Individualität versus Gemeinschaft, Freiheit versus Regelwerk, selbständige Entscheidungsbefugnis versus Verbindlichkeit etc. Diese Reihe ließe sich noch endlos weiter führen. Immer wieder müssen diese kleinen, aber wichtigen Alltagsentscheidungen getroffen werden, die für die Reifung zum erwachsenen Menschen jedoch unumgänglich sind.
Der Balanceakt wird in unserer Arbeit mit Jugendlichen/jungen Erwachsenen auch dort deutlich, wo wir auf der einen Seite von ihnen Leistung einfordern und sie auf der anderen Seite gleichzeitig in ihren Möglichkeiten fördern wollen.
Vom Besitzstandsdenken zum Leistungsdenken bedeutet auch, in den Gesprächen mit unseren Klienten/innen unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Die unangenehmen Wahrheiten können helfen, Entscheidungen zu treffen, wo bisher Vermeidungszwang zur Lethargie führte.

Die Jugendberatung hat das Ziel, Orientierung zu geben und mit Hilfe unserer vielfältigen Aufgaben adäquate Angebote für die Jugendgeneration zu bieten. Die Jugendberatung ist eine ambulante Beratungshilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bei persönlichen oder familiären Konflikten. Ein Team von Fachkräften (Diplom-Kulturpädagogin, Diplom-Sozialarbeiter und Diplom-Pädagogin mit Zusatzqualifikationen) gibt ratsuchenden jungen Leuten in schwierigen, sozialen, materiellen und psychischen Situationen Hilfestellungen. Im Einzelfall und mit Einverständnis des jungen Menschen beziehen wir das Umfeld in unsere Beratungsarbeit mit ein, z.B. Eltern, Partner, Freunde, Lehrer, Vorgesetzte, und so weiter.